Gemeinde verzichtet auf Glyphosat
Unkrautbekämpfung
Gemeinde verzichtet auf Glyphosat
Michael Wilke
Bei der Bekämpfung von Unkraut im öffentlichen Raum setzt die Gemeinde Lilienthal auf Fugenkratzer, nicht auf Glyphosat. Das hat der Bauausschuss jetzt klargestellt.
In der Gemeinde Lilienthal werden keine glyphosathaltigen Pestizide eingesetzt, weder vom kommunalen Bauhof noch von Nebenbetrieben wie der Kommunalen Wohnungsbau- und Entwicklungsgesellschaft (KWE) und den Wirtschaftsbetrieben Lilienthal (WBL). Das stellte der Fachbereichsleiter für Baudienste, Stephen Riemenschneider, im Bauausschuss klar. Die Politiker der Linkspartei hatten den Antrag gestellt, auf glyphosathaltige Mittel zu verzichten.
Glyphosat steht im Verdacht, Krebs zu erzeugen. In Niedersachsen und einigen anderen Bundesländern ist sein Einsatz verboten. Seit Jahrzehnten ist Glyphosat das weltweit am häufigsten eingesetzte Unkrautvernichtungsmittel. Seit Jahren gibt es Hinweise darauf, dass das Herbizid Menschen und Tieren schaden könnte. Die EU-Kommission hat die Zulassung von Glyphosat um fünf Jahre verlängert, eine umstrittene Entscheidung. Im März 2015 stufte die Internationale Agentur für Krebsforschung das Pflanzengift als für Menschen "wahrscheinlich krebserregend" ein. Dagegen werteten das Bundesinstitut für Risikobewertung und die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit Glyphosat nicht als akut gesundheitsgefährdend: Es sei nicht krebserregend.
"Unglücklich gelaufen"
Schon im April hatten engagierte Lilienthaler das Verbot des Einsatzes von Glyphosat beantragt. Der nichtöffentlich tagende Verwaltungsausschuss hatte darüber beraten und den Antrag unterstützt. Die Bürger bekamen nur eine lapidare Mitteilung aus dem Rathaus: "Der Verwaltungsausschuss hat Ihre Beschlussvorlage beraten und zur Kenntnis genommen." Der Linke Reinhard Seekamp fand das unmöglich: "Das ist keine Antwort. So geht man nicht mit Bürgern um." Das sah die Grüne Christina Klene ähnlich.
Die frühere SPD-Ratsfrau Karla Pfingsten hatte den Antrag im Namen des Club of Lilienthal gestellt, der sich seit dem Besuch des Club-of-Rome-Präsidenten Ernst Ulrich von Weizsäcker für den Schutz der Umwelt und eine nachhaltige Entwicklung einsetzt. Die Sache sei "unglücklich gelaufen", bedauerte Rolf Nordmann (SPD). Das Papier habe nur eine Unterschrift enthalten und sei von der Verwaltung als Petition eingestuft worden. Es habe aber einen zweiten Brief an die Antragsteller gegeben mit der Nachricht, dass der Verwaltungsausschuss voll hinter ihrem Anliegen stehe.
Für die Linkspartei stellte Seekamp den Antrag im Baudienste-Ausschuss erneut und forderte eine Behandlung im Gemeinderat. Außerdem soll die Gemeinde die Bürger mit einem Button auf ihrer Internetseite auf die Gefahren von Glyphosat hinweisen. Auch Unternehmen, die im Auftrag der Gemeinde Grünflächen, Sport- und Verkehrsflächen säubern, sollen von der Gemeinde vertraglich verpflichtet werden, auf Glyphosat zu verzichten. Das gleiche gilt für Pachtverträge für landwirtschaftliche Flächen der Gemeinde. Im Fachausschuss für Baudienste hoben alle Politiker die Hände für den Antrag. Inzwischen hat sich der Verwaltungsausschuss erneut damit befasst und den Antrag an den Gemeinderat weitergeleitet.
Der Bauhof, das Gebäudemanagement und die Hausmeister der Gemeinde verzichten auf die chemische Keule. Sie setzen keine Pestizide ein, wie Riemenschneider im Bauausschuss erklärte. Nur den Eichensplintkäfer bekämpfen sie gezielt mit einem Insektizid. Die KWE bekämpft Ameisen mit einem Insektenspray, die Osterholzer Stadtwerke und die WBL verzichten ganz auf Chemie. Stattdessen arbeiten die Bauhof-Mitarbeiter mit Fugenkratzern und Wildkrautbürsten, wie Riemenschneider erklärte.
"Unser Baubetriebshof ist nicht mit der Giftspritze unterwegs", bestätigte der Bürgermeister Kristian Tangermann. "Ganz im Gegenteil. Wir haben den Bauhof personell verstärkt. Die Straßen und Wege mit der Wildkrautbürste in Ordnung zu halten, ist viel aufwendiger und kostet mehr Geld als die Giftspritze."