Vortrag von Dr. Michael Schirmer - Club of Lilienthal

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Vortrag von Dr. Michael Schirmer


Do., 15. Oktober 2020
19:45 - 21:45 Uhr
Schroeter-Saal
im Kulturzentrum Murkens-Hof in Lilienthal

Vortrag von Dr. Michael Schirmer
Deichhauptmann des Bremischen Deichverbandes
am rechten Weserufer

"Trockenheit jetzt und nach uns die Sintflut?
Deich- und Hochwasserschutz heute und in Zukunft."

Der Grundwasserspiegel in Lilienthal ist infolge der Trockenheit in den letzten Jahren stark gesunken. Der Pegelmesser in der Wümme bei Borgfeld zeigt Niedrigwasserstände überweigend deutlich unter dem mittleren Tide-Niedrigwasser an. Die Dämme am rechten Weserufer signalisieren einen sicheren Hochwasserschutz. Was aber passiert bei zunehmenden Extremwetterlagen mit Starkregenereignissen und Sturmfluten infolge von zunehmenden Stürmen? Welche Bedeutung kommt den Sperrwerken zu, wenn plötzlich Hochwasserstände vom Oberlauf der Weser und Wümme auf Extremhochwasser in der deutschen Bucht und in der Weser trifft? Das sind bereits heute jeweils aktuell zu beantwortende Fragen. Der von Menschen verursachte Klimawandel spitzt die für die Zukunft relevante Fragestellung weiter zu. Nicht nur Fachzeitschriften berichten über die beobachteten und zukünftig zu erwartenden Auswirkungen der Klimakrise. Frank Herold, Philipp Lichterbeck  und Patrick Eickemeier berichten anlässlich des Weltklimatages am 25. September 2020 auch im Weser-Kurier Zusammenhänge des weltweiten Anstiegs der Luft- und Wassertemperaturen.Sie konstatieren: Der Meeresspiegel wird ansteigen.

"Der antarktische Eisschild enthält mehr als die Hälfte des globalen Süßwassers. Sein Mas­severlust durch das Abschmelzen ist irreversib­el - das berichtete jüngst ein For­scherteam vom Potsdam-Institut für Klimafol­genforschung (PIK) im Fachmagazin „Na­ture“. Je wärmer es wird, umso schneller voll­zieht sich das Abschmelzen und der Fluss von Glet­schern ins Meer. Doch der Prozess ist nicht li­near. Das Überschreiten gewisser Schwellen­werte bestimmt, wie sich die Eis­massen ver­halten und wie stark der Meeres­spiegel da­durch ansteigt.

  
Bereits bei einer anhaltenden Erwärmung um zwei Grad Celsius würden abschmelzende und am Rand ins Meer abrutschende Eismas­sen den Meeresspiegel global um 2,5 Meter er­höhen. Bei vier Grad Erwärmung sind es 6,5 Meter, und bei sechs Grad fast 12 Meter, be­rechnete das Team. Der Eisverlust würde sich über viele Jahrhunderte erstrecken, aber die Simulationen zeigen, dass er nur umkehr­bar wäre, wenn die globale Mitteltemperatur unter den vorindustriellen Wert fällt. Das ist nicht sehr wahrscheinlich.

Im Sommer 2020 ist in Grönland etwas weni­ger Eis geschwunden als im Vorjahr, aber im­mer noch deutlich mehr als im Durchschnitt der Jahre 1981 bis 2010, berichtete das Natio­nal Snow and Ice Data Center der USA. Und 2019 war ein Rekordjahr: Über 500 Milliar­den Tonnen Schmelzwasser flossen ins Meer, was einem weltweiten Meeresspiegelanstieg von 1,5 Millimetern entspreche, berechneten For­scher. Es zeichnet sich ab, dass sich das Abschmel­zen fortsetzen wird, was den Mee­resspiegel auf lange Sicht um mehr als sie­ben Meter an­steigen lassen könnte.

Und das Meereis? Die Eisdecke des Nordpol­armeers schwimmt. Wie groß sie ist, wirkt sich nicht auf den Meeresspiegel aus. Aber das Eis schwindet auch hier." (WESER-KURIER, 76. Jg. (2020), Freitag, 25. September), S. 3.

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